ALL GROWN
UP
Foto-Installation. Site Specific.
Kunsthalle Wien – photo wall
Cafe Halle, Museumsquartier, 1070 Wien
28. 04. – 16. 08. 2004
3-teilig, Farbfotografie/Fotomontage auf Vinylplane
2 x (310 x 436 cm), 392 x 202 cm
Der Künstler Oliver Hangl geht in seinem Beitrag für die
photo wall raumspezifisch vor. Das Arbeiten mit gegenüberliegenden
Wänden, Zwischenräumen und das Anbringen der Fotos auf
zwei Etagen spiegelt im Formalen Hangls inhaltliche Auseinandersetzung
mit Identität und Dualität, mit Absenz und Präsenz
wider.
Die drei großformatigen digitalen Fotomontagen machen sich
durch Versatzstücke des gleichen Hintergrunds als zusammengehörig
erkennbar. Hangl fügt ein Ganzkörperbild von sich, Detailansichten
seines Körpers und ein physiognomisches close-up in das szenische
Ambiente, bläst die entstandene Collage auf und passt sie den
vorhandenen Wandflächen an.
Der Künstler verklammert die Ausstellungsfläche im Erdgeschoß
mit der rechten Wand im Café, wo er sich selbst vielfach
vergrößert als Riese zeigt: seine Beine und Füße
erscheinen auf der unteren Wand, Gesicht und Oberkörper oben
im Café.
Die Arbeiten der gegenüberliegenden Wände korrespondieren,
da die dargestellten Aktionen in Bezug zueinander stehen: Im einen
Bild scheint es, als würde der Künstler als Riese seiner
bildlichen Realität entfliehen wollen, um den realen Raum des
Cafés zu betreten. Die andere Fotografie könnte einen
Abwehrgestus eben dieser Handlung bedeuten, sie lässt sich
aber mannigfaltig lesen und ist auch ein haptisches Erfassen-Wollen
der Grenze der Abbildung und des Mediums – Realitätenkollision
trifft auf Rollenspiel.
Oliver Hangls Werk fasst Identität im Gegensatz zur These von
Jacques Lacan in seinem Aufsatz über das Spiegelstadium als
fragmentierte Persönlichkeit, und Dualität als ironische
Verdoppelung seiner selbst im Spiegel des anderen. Es werden immer
wieder neue Erscheinungsbilder und Persönlichkeitsfacetten
derselben Person ausgelotet, es entstehen Inszenierungen mit Zwillingen
und Doppelgängern. Trugbilder und Wahrnehmungsspiele verwirren
Vorstellungen von der Abgeschlossenheit des Subjekts. Hybride Realitätsüberschneidungen
erscheinen und entschwinden und künden vom Taumel des Differenten.
Angela Stief, Kuratorin, Kunsthalle Wien
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